NSG Beseritzer Torfwiesen

Dieses Talmoor wurde durch Torfabbau und fehlende Pflege stark in Mitleidenschaft gezogen: an Stelle der früheren Feuchtwiesen ist heute ein Wald aufgewachsen. Eine Anhebung des Wasserstandes wird daher angestrebt. Das Gebiet ist nicht öffentlich zugänglich, ein Weg existiert aber im benachbarten Naturschutzgebiet „Landgrabenwiesen bei Werder“, über das Sie sich auch auf unserer Seite informieren können.

Das NSG liegt heute als Bruchwaldinsel in intensiv genutztem Grünland, ca. 3 km westlich von Beseritz im Kleinen Landgrabental. Die Beseritzer Torfwiesen befinden sich in einer Höhe von 11 m NN und gehören zur Landschaftseinheit „Tollensebecken mit Tollense- und Datzetal“.

Das Tal des Kleinen Landgrabens entstand aus einer ehemaligen Radialspalte des weichselzeitlichen Inlandeises, die als Abflussbahn für das beim Eisabbau frei werdende Schmelzwasser zum heutigen Tal erweitert wurde. Es ist ein typisches Talmoor mit ausgeprägter Talwasserscheide, dessen Wasserhaushalt vorrangig von aufsteigendem Grundwasser aus den umgebenden Grundmoränen der Mecklenburger und Pommerschen Vorstöße sowie vom Talrand eindringendem Oberflächen- und Schichtenwasser bestimmt wird. Auf dem mineralischen Talgrund befinden sich über 1 bis 2 dm Kalkmudde kalkreiche Seggen- und Schilftorfe. Ausgangs der 1960er Jahre erfolgte ein umfassender Ausbau des Entwässerungsnetzes im umgebenden Grünland, der 1975 mit der Vertiefung des Kleinen Landgrabens um etwa 1,5 m im Bereich des Schutzgebietes endete. Dabei wurde die Talwasserscheide um etwa 1 000 m nach Westen verlegt. Die tiefgründige Entwässerung führte zu Moorsackungen von 3 bis 5 dm in den letzten 20 Jahren.

Der heutige Flurname des NSG lässt sich auf den lang anhaltenden Torfabbau im Gebiet zurückführen. Solange der Torf im Familienbetrieb von Hand gestochen wurde, setzte das noch relativ hoch anstehende Grundwasser einem tiefen Abbau schnell Grenzen. Die Torfstiche waren nur wenige Meter breit und von geringer Tiefe. Sie wurden, am Landgraben beginnend, zum Talrand vorgetrieben. Nach der flachen Austorfung erfolgte eine Besiedlung der nassen, kaum begehbaren Flächen mit Licht liebenden, konkurrenzschwachen Pflanzen. Nachdem sich eine tragfähige Pflanzendecke ausgebildet hatte, konnte eine Mähnutzung beginnen. Nach der in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts einsetzenden Auflassung der kleinen Wiesen breiteten sich Gehölze schnell aus und besiedelten fast das gesamte Gebiet. Die Brennstoffverknappung im Laufe des 2. Weltkrieges und in der Nachkriegszeit verhalf der Torfgewinnung zu einer erneuten kurzen Blüte. Die im NSG vorhandenen, teilweise mehrere Meter mächtigen Torflager wurden maschinell abgebaut, und es verblieben die tiefen, kanalähnlichen Gewässer, die für diese letzte Phase der Torfgewinnung typisch sind. Das NSG wurde 1943 wegen der Vorkommen von Strauch-Birke und Mehl-Primel zum Schutzgebiet erklärt.

Zum Zeitpunkt der Unterschutzstellung existierte noch das Mehlprimel-Kopfried mit Mehl-Primel und Rostrotem Kopfried sowie weiteren seltenen Arten wie Saum-Segge, Sumpf-Kreuzblümchen, Fliegen-Ragwurz und Fettkraut. Diese Vegetationseinheit war kleinflächig in den alten Handtorfstichen in größere Pfeifengrasbestände mit Strauch-Birke, Kriech-Weide und Nordischem Labkraut eingebettet. An den Rändern dieser Flächen bildeten Moor-Birken eine bis zu 5 m hohe Baumschicht. Die offenen Wasserflächen der Maschinentorfstiche trugen spärliche Bestände der Teichrose und der Krebsschere. Unmittelbar nach der Festsetzung des NSG erfolgte die Auflassung, obwohl ausdrücklich eine schonende Nutzung gestattet war. So begann, zunächst zögernd, die Einwanderung von Grau-Weiden und Moor-Birken. Innerhalb weniger Jahre besiedelte ein relativ trockener Moorbirkenwald mit Schwarzem Holunder, Kreuzdorn, Pfaffenhütchen, Himbeere und Faulbaum das Gebiet. Esche, Stiel-Eiche und Rot-Buche sind in ersten Exemplaren vertreten. Die Krautschicht wird von Wald-Zwenke, Land-Reitgras und Nährstoff liebenden Pflanzen wie Brennnessel, Gemeinem Wasserdost und Kletten-Labkraut bestimmt. Die ehemals häufigen Strauch-Birken sind bis auf einen kleinen Bestand verschwunden.

Der Zustand des Gebietes ist unbefriedigend. Das gesamte Artenspektrum des Mehlprimel-Kopfriedes und der Pfeifengraswiesen ist mit Ausnahme einzelner Bulte des Pfeifengrases nicht mehr vorhanden. Notwendig ist die Anhebung der Moorwasserstände durch Verschluss der Gräben im umgebenden Grünland sowie durch Erhöhung der Wasserstandes des Kleinen Landgrabens. Es ist vorgesehen, dieses NSG in ein neu zu schaffendes Schutzgebiet „Talmoorkomplex Landgrabenwiesen bei Werder“ einzubeziehen, um so einen repräsentativen Ausschnitt des Kleinen Landgrabens schützen und entwickeln zu können.

Das Gebiet ist nicht durch Wege zugänglich.

 

 

Quelle: Umweltministerium Mecklenburg-Vorpommern (Hrsg.): „Die Naturschutzgebiete in Mecklenburg-Vorpommern“, Schwerin, Demmler Verlag 2003, 720 S. – ISBN 978-3-910150-52-2. Mit freundlicher Genehmigung (c) Demmler Verlag

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