NSG Grosser Schwerin mit Steinhorn

Das 415 ha große Naturschutzgebiet hat eine überregionale Bedeutung als Lebensraum für eine Vielzahl von Rast- und Brutvogelarten. Es besteht aus den beiden Halbinseln Großer Schwerin und dem Steinhorn. Bitte beachten Sie, dass das Betreten des Großen Schwerins nur im Rahmen von geführten Wanderungen erlaubt ist.

Das Schutzgebiet, bestehend aus den Halbinseln Großer Schwerin und Steinhorn sowie Gewässerflächen der südwestlichen Müritz, liegt 3 km nordöstlich von Röbel in Höhen von 62 – 75 m NN in der Landschaftseinheit „Großseenlandschaft mit Müritz, Kölpin- und Fleesensee“.

Die pleistozänen Kerne der zwei Halbinseln sind Teil einer Rückzugsstaffel des Frankfurter Eisvorstoßes der Weichsel-Kaltzeit. Sie bestehen aus verlehmtem, blockreichem Geschiebemergel und Sand. Schwankungen des Müritz- Seespiegels ließen bis 200 m breite Terrassen um die Geschiebemergel-Kerne entstehen. Die jüngste Terrasse wird von einem schmalen Sandstrand mit Strandwällen eingefasst, der vielfach Schwermineralseifen enthält. Auf der Westseite der Halbinsel Steinhorn sind ebenfalls eine Terrasse sowie streckenweise fossile Kliffs ausgebildet. Die Müritz wird als Wasserspeicher für den Betrieb der Müritz-Elde-Wasserstraße und die Schifffahrt auf der Havel genutzt. Die daraus resultierenden Wasserspiegelschwankungen (bis zu 0,9 m) bestimmen den Wasserstand auf den Terrassen sowie die Breite der Schlickflächen an den Ufern des Gebietes.

Der Große Schwerin war vor Absenkung des Müritzspiegels (1798 –1837) eine bewaldete Insel. Um 1864 wurden im nördlichen Teil Ackerbau betrieben, im Mittelabschnitt Torf abgebaut und der südliche Teil als Viehweide genutzt. Später diente die ganze Halbinsel als Viehweide, ab 1960 vornehmlich als Jungviehweide. Die mineralische Düngung blieb ab 1986 auf den Höhenrücken beschränkt. Seit 1992 erfolgt die Beweidung durch eine Mutterkuhherde. Die heutige Naturschutzstation entstand 1983 in ehrenamtlicher Tätigkeit der Fachgruppe Ornithologie Röbel durch den Ausbau einer kleinen Schutzhütte.

Der größte Teil des Großen Schwerins wird von einer mageren bis frischen Weide geprägt. Die Müritz-Terrassen werden von feuchtem Grünland eingenommen, das von Flutrasen, Strandwällen und Tümpeln durchzogen ist. Zu den bemerkenswerten Pflanzenarten gehören hier Breit- und Steifblättriges Knabenkraut (bis zu 60.000 Exemplare), Sumpf-Sitter (bis zu 1.400 Exemplare) und der Sumpf-Enzian (bis zu 900 Exemplare). Daneben findet man auch Sumpf-Herzblatt, Echtes Tausendgüldenkraut und Sumpf-Glanzkraut. Das Gebiet bietet vielen Brutvogelarten Lebensraum. Hier kann man noch Alpenstrandläufer, Rotschenkel, den großen Brachvogel und andere Vogelarten in ihrem natürlichen Umfeld erleben. Bedeutende Brutvogelarten sind die Graugans, die Stock- und Schnatterenten, der Teichrohsänger und die Bekassine. Weitere Brutvögel sind die Rohrammer, die Schafstelze, die Feldlerche sowie die Beutelmeise und der Seeadler. Die Bedeutung des Schutzgebietes als Rastplatz für Wasservögel hat in den vergangenen Jahrzehnten zugenommen. Im Spätsommer sammeln sich hier bis zu 8.000 Graugänse. Saat- und Blässgänse nutzen das Gebiet im Herbst als Schlafplatz, zunehmend auch Kraniche. Im letzten Jahr wurde mit 1.800 Kranichen die Höchstzahl ermittelt. Bis zu 10.000 Kiebitze und 2.000 Goldregenpfeifer rasten hier. In Jahren mit niedrigen Wasserständen bietet das Gebiet gute Bedingungen für rastende Limikolen.

Der Zustand wurde im Jahr 2003 als „gut“ eingestuft. Durch die Arbeit der ehrenamtlichen Gebietsbetreuer in der Naturschutzstation werden regelmäßig Bestandszahlen der Brut- und Rastvögel ermittelt sowie Veränderungen im Gebiet frühzeitig erkannt.

Von der Anhöhe Gnever Kiesgrube bietet sich ein eindrucksvoller Blick auf das Schutzgebiet mit ausgezeichneter Möglichkeit zu Vogelbeobachtungen. Eine Übersichtstafel informiert über Schutzziel und Arteninventar. Der Große Schwerin ist nur im Rahmen von Führungen zugänglich. Gestattet ist die Benutzung des Uferweges im Steinhorn in der Zeit vom 1. 7.– 31. 12. jedes Jahres, allerdings begrenzt die Weidenutzung den Zugang.

 

 

 

Verändert nach: Umweltministerium Mecklenburg-Vorpommern (Hrsg.): „Die Naturschutzgebiete in Mecklenburg-Vorpommern“, Schwerin, Demmler Verlag 2003, 720 S. – ISBN 978-3-910150-52-2. Mit freundlicher Genehmigung (c) Demmler Verlag

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