NSG Hellberge

Etwa 1,5 km zieht sich der landschaftsprägende Höhenrücken südlich der Lieps von Nord nach Süd. Die durch Trockenheit geprägten Hänge der Hellberge werden mit Schafen beweidet und weisen eine typische Magerrasenvegetation auf. Das Gebiet ist ein beliebtes Ausflugs- und Wanderziel.

Das NSG liegt ca. 3 km südöstlich von Hohenzieritz in Höhen von 40 – 92 m NN und gehört zur Landschaftseinheit „Kuppiges Tollense-Gebiet mit Werder“ (320).

Die Hellberge sind ein etwa 1,5 km langer, N-S-streichender Höhenzug südlich der Lieps. Für die Genese des Rückens gibt es mehrere Deutungen, nach einer neuen morphologischen Analyse soll es sich um ein Os handeln [284]. Der nördliche und der südliche Abschnitt bestehen aus Geschiebemergel, im mittleren Teil stehen kiesige Sande an. Der markante Rücken verfügt über hohe Reliefenergie, so dass der Grundwasserspiegel tief liegt. Die im Schutzgebiet versickernden Niederschläge treten teilweise an den westlichen Hangseiten als Druckwasser in einer offenen Quelle zutage und ernähren Hangquellmoore. Der im Nordwesten gelegene Caars- See wird gleichfalls von Druckwasser gespeist.

Auf der SCHMETTAUSCHEN KARTE von 1788 erscheinen die Hellberge als ein kahler namenloser Hügelrücken östlich des Vorwerks Wendfeld. Das Gebiet wurde bis über die erste Hälfte des 20. Jh. als Schafhutung genutzt. Nach 1945 verloren diese Weiden immer mehr an Bedeutung, so dass die Magerrasen, an den steilen Hängen beginnend, von Gebüschen besiedelt wurden. Die ehemals reichen Findlingsvorkommen [222] wurden bis auf wenige Reste anfangs der 1950er Jahre als Baumaterial abgetragen. Gegenwärtig wird das Gebiet als Standweide genutzt. Ein Teil des Gebietes (30 ha) wurde bereits 1977 unter Naturschutz gestellt.

Typisch für die beweideten trockenen Bereiche der Hellberge sind Schafschwingel- Magerrasen, die überwiegend durch den Raublatt-Schwingel in Gemeinschaft mit dem Echten Schaf-Schwingel gebildet werden. In südexponierten Lagen wird dieser Rasen lückig, es treten kleinflächig Ephemerenfluren auf, in denen der Frühlings-Ehrenpreis, Bauernsenf und Finger-Steinbrech vorkommen. Hier befindet sich auch das einzige bekannte Vorkommen des Fünfmännigen Sparks in Mecklenburg-Vorpommern. Die Schafschwingelrasen sind überwiegend artenarm, selbst charakteristische Arten wie die Gemeine Grasnelke sind nicht häufig. Größere Flächen werden von Beständen der Aufrechten Trespe eingenommen. Dieses Vorkommen zeugt von dem Versuch, die um die Jahrhundertwende überweideten Schafschwingelrasen durch Einbürgerung weidefester Arten zu verbessern [548]. Auch das Vorkommen der Esparsette geht darauf zurück. Bemerkenswerte Arten der Trespenrasen sind Schopf-Kreuzblümchen, Stengellose Kratzdistel, Thymian, Frühlings-Segge, Blaugrüne Segge, Knöllchen-Steinbrech, Mittlerer Wegerich, Rauer Löwenzahn, Wiesen-Margerite und Wiesen-Lein. In alten Bodenaufschlüssen in nordexponierter Lage findet man den Mond-Rautenfarn. Auf den geringer beweideten Flächen leitet der Besenginster die Ausbreitung von Gebüschen ein. Er wird im Laufe der Sukzession von Wildrosen-, Schlehen- und Weißdorngebüschen verdrängt, in denen häufig Wild-Birne, VogelKirsche, Gemeine Berberitze und Eberesche vorkommen. Unter den Wildrosen ist das Vorkommen der Kleinblütigen Rose und der Elliptischen Rose bedeutsam. Die kleinen Hangquellmoore am westlichen Hangfuß tragen Schaumkraut-Schwarzerlenbestände mit Bitterem Schaumkraut, Echtem Baldrian, Sumpf-Segge, Vierblättriger Einbeere und Sumpf-Pippau. Im mesotrophen Caars-See wächst das Ährige Tausendblatt. Die Pionierwälder auf trockenen Standorten werden überwiegend durch die Gemeine Kiefer gebildet. Charakteristische Vogelarten der Gebüsche und Heiden wie Dorngrasmücke, Goldammer, Neuntöter und Feldlerche kommen im Gebiet vor. Aus der Käferfauna sind besonders der Stutzkäfer Saprinus lautus, der Aaskäfer Necrodes littoralis, der Rosenkäfer Cetonia aurata sowie die Rüsselkäfer Taphrotopium sulcifrons, Protopirapion atratulum und Protapion ruficrus hervorzuheben.

Der Gebietszustand ist gut. Die gegenwärtig praktizierte Form der Beweidung (Standweide) entspricht allerdings nicht der historischen Nutzung als Hutung und führt zu Verschiebungen der Anteile der Magerrasenarten. Die überquerende Hochspannungsleitung beeinträchtigt die Ästhetik des Gebietes [381].

Das Gebiet ist ein beliebtes Ausflugs- und Wanderziel. Es besitzt ideale Bedingungen zur Landschafts- und Naturbetrachtung. Hervorzuheben ist der einmalige Ausblick von dem größten Findling, einem 8–9 m3 großen Gneis-Geschiebe, der auf dem zentralen Hügelrücken verblieben ist. Der Stein ist dem Neustrelitzer Naturforscher und Kunstmaler Walter GOTSMANN (1891–1961) [151] gewidmet.

 

 

Quelle: Umweltministerium Mecklenburg-Vorpommern (Hrsg.): „Die Naturschutzgebiete in Mecklenburg-Vorpommern“, Schwerin, Demmler Verlag 2003, 720 S. – ISBN 978-3-910150-52-2. Mit freundlicher Genehmigung (c) Demmler Verlag

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