NSG Schmachter See und Fangerien

Die „Fangerien“ sind ein Waldgebiet am Hang des Schmachter Sees mit beeindruckenden alten Eichen und Buchen. Der See wurde in den letzten Jahren entschlammt und renaturiert. Besucher können das Gebiet auf einem Rundweg durchwandern.

Das NSG liegt unmittelbar südlich der Ortslage Binz auf Rügen. Der Seespiegel liegt bei 0,9 m NN, die höchste Erhebung mit 57 m NN in den Fangerien. Das Gebiet gehört zur Landschaftseinheit „Nord- und ostrügensches Hügel- und Boddenland“.

Die Schmachter Seeniederung verdankt ihre Entstehung einem der zahlreichen Toteisblöcke und -felder des Gletschers des Pommerschen Eisvorstoßes. Die Senke wurde während der Litorina-Transgression überflutet und bildete eine Bucht zwischen den pleistozänen Hochgebieten der Granitz im Süden und den Dollahner Bergen im Norden. Vor etwa 2 500 Jahren wurde die Schmachter Seebucht durch das überdünte Strandwallsystem des südlichen Ausläufers der Nehrung der Schmalen Heide abgeriegelt, auf dem heute das Ostseebad Binz angesiedelt ist. Damit ist der Schmachter See ein typisches Beispiel der litorinazeitlich überfluteten Depressionen im Küstenbereich der Insel Rügen, die anschließend durch ein vorgelagertes Strandwallsystem von der Ostsee getrennt wurden und heute verlandende Restseen bilden. Besondere Ausdehnung und Mächtigkeit hat das Durchströmungsmoor im Süden des Gebiets, wo auch Quellmoore und an den Hangfüßen der Fangerien Quellen vorkommen. Der westlich an die Niederung anschließende Steilhang ist ein litorinazeitliches Kliff. Der Schmachter See – in den jahrzehntelang die Abwässer von Binz eingeleitet wurden – ist heute im Mittel nur noch 1 m (max.1,4 m) tief und polytroph.

Um 1700 (SCHWEDISCHE MATRIKELKARTE) sind die Fangerien ,,mit kleinen Eichbüschen und anderen Laubbüschen, hier und da mit höheren und stärkeren … Bäumen“ (offenbar Hudewald) bestockt. Das MESSTISCHBLATT von 1886 weist für die Fangerien Laubwald aus, Gebüsche dominierten südöstlich von Schmacht. Das Durchströmungsmoor war bereits z. T. dicht von Gräben durchzogen und wurde als Grünland genutzt. Im Süden und Westen hatte sich im Uferbereich ein breites Verlandungsröhricht ausgebreitet, während die offene Seefläche stark geschrumpft war. Heute ist das Röhricht am gesamten Westufer fast verschwunden. Ein großer Teil des Durchströmungsmoores war in den 1970er Jahren in Saatgrasland umgewandelt worden und wird derzeit beweidet. Teile der Grünlandflächen fielen nach den 1960er Jahren, mehr noch nach 1990, brach.

Die Unterwasservegetation des Sees wird von Tausendblatt und Hornkraut gebildet. Der Uferbereich wird von Wasserlinsen- und Nachtschatten-Schilfröhrichten dominiert, an die sich Erlen-Grauweidengeb ü sche und Schwertlilien-Erlenbruchwälder anschließen. Hervorzuheben sind hier die Vorkommen von Sumpf-Blutauge, Wasserfeder und Zungen-Hahnenfuß. Ehemalige Kohldistelwiesen, vor allem aber Pfeifengras- und Kalkbinsen-Quellwiesen auf Durchströmungsmoor gehen über seggen- und binsenreiche Feuchtgrünlandbrachen, Mädesüß-Staudenfluren, Brennnessel-Feuchthochstaudenfluren und Brennnessel-Grauweidengebüsche in Moorbirken-Erlen-Eschenwälder, Erlen-Eschenwälder und in Brennnessel-Erlenwälder über. Als floristische Besonderheiten kommen hier noch Wunder-, Schnabel-, Faden-, Hirse- und Blaugrüne Segge, Sumpf-Schafgarbe, Schlangen-Knöterich, Kalkbinse, Kleiner Baldrian und Großes Zweiblatt vor. Auf beweideten Flächen dominieren Flatterbinsen-Nasswiesen und Saatgrasland mit Flutrasen. In den Fangerien stocken alte Perlgras-Eichen-Buchenwälder und Waldreitgras-Eichen-Buchenhangwälder, im östlichen Hangbereich dagegen kleine, nutzungsbedingte Eichen-Hainbuchenwälder. Der Schmachter See ist Brut-, Rast- und Nahrungshabitat für Enten, Taucher und Säger (über 1 000 rastende Zwergsäger) sowie Jagdrevier von Fisch- und Seeadler. Im Gebiet brüten u. a. Rohrdommel, Rohrweihe, Rohrschwirl, Drosselrohrsänger, Bekassine, Wachtelkönig und Hohltaube. Von den Mollusken sind aktuell 90 Arten belegt, davon 43 gefährdete und 4 vom Aussterben bedrohte Arten. Die Laufkäfer sind mit 84 Arten (19 gefährdete) vertreten. Es wurden 5 Krebs- und 11 Egelarten gefunden.

Der Zustand der Wälder im Gebiet ist gut, während der Zustand des Schmachter Sees unbefriedigend ist. Die Röhrichte, die Moor- und Hangfuß-Wälder und die Fangerien sollten der natürlichen Entwicklung überlassen bleiben. Notwendig ist die Reduzierung der Nährstoffeinträge in den See. Zu prüfen ist, ob die Faulschlammschicht entnommen werden muss.

Ein ausgeschilderter Rundweg um die Seeniederung ermöglicht Einblicke in das Schutzgebiet.

 

 

 

 

Quelle: Umweltministerium Mecklenburg-Vorpommern (Hrsg.): „Die Naturschutzgebiete in Mecklenburg-Vorpommern“, Schwerin, Demmler Verlag 2003, 720 S. – ISBN 978-3-910150-52-2. Mit freundlicher Genehmigung (c) Demmler Verlag

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