Schweinehudewald bei Greven

Als „Schweinehudewald Greven“ wird ein Landschaftskomplex benannt, der in seinem Kern den als GLB (Geschützter Landschaftsbestandteil) geschützten Biotopkomplex Eichenkoppel am Läusehorst bei Greven beinhaltet. Es stellt sich als vielgestaltiger Biotopkomplex aus Offenland und Gehölz- bzw. Waldflächen dar, der durch historische Nutzungsformen seine einzigartige Prägung erhalten hat.

Das Gebiet befindet sich in der Landschaftseinheit Oberes Warnow-Elde Gebiet zwischen den Ortschaften Greven im Nordosten und Lancken im Südwesten.

Typisch für Mecklenburg ist das Gebiet um Greven morphologisch entscheidend eiszeitlich überprägt worden. In diesem Raum hat die Weichsel-Kaltzeit als letzte eiszeitliche Phase deutliche Spuren hinterlassen. Das Gebiet befindet sich im Bereich einer Grundmoräne, die unter Schmelzwassereinfluss stellenweise von flachgründigen Sandablagerungen überschüttet wurde. Die Schmelzwässer der abtauenden Gletscher flossen zum Ende der letzten Eiszeit nach Süden und Südwesten ab und schufen dabei Einschnitte in die Grund- und Endmoränen, die sogenannten Radialtäler. Eines dieser Radialtäler ist heute noch im Gebiet zu erkennen und quert unter der Bezeichnung „Roter Bach“ den Landschaftskomplex in nordsüdlicher Richtung. Entsprechend der geologischen Genese herrschen im Betrachtungsraum als vorrangige Bodentypen Braunerde und Parabraunerden vor, die sich in Senken und Niederungen mit nässegeprägten Böden (Gley) oder recht großflächig verbreiteten Niedermoorbildungen (Niedermoortorf) abwechseln.

Wie fast ganz Mitteleuropa war auch das Gebiet um Greven zu Beginn der menschlichen Siedlungstätigkeit zu großen Teilen von Wald bedeckt. Eine 1976 gefundene neolithische Geweihhacke zeigt, dass die Gegend bereits in der Jungsteinzeit (3000 – 1600 v.u.Z.) ackerbaulich genutzt wurde. Gutsbeschreibungen aus dem Jahre 1586 zeigen bereits eine Hudewaldnutzung der heutigen Läusekoppel und der angrenzenden Wälder.. Durch Berichte aus Pfarrgemeinden von 1703/1704 lässt sich feststellen, dass in dem Lanckener Teil des Hudewaldes 175 Schweine gemästet werden, 130 Jahre später nur noch 12 bzw. 30 Stück.
Im Jahre 1730 trat ein Nutzungswechsel des Gebietes ein, in dem der der damalige Gutsherr dem Glasmacher Johann Detlef Müller erlaubte dieses Gebiet zu roden und dort für 12 Jahre eine Glashütte zu betreiben. Im Zuge der Glasherstellung wird viel Holz benötigt, so dass die Fläche relativ schnell waldfrei gewesen sein muss. Vermutlich hatte der Glaser jedoch die Auflage, einige größere Eichen für die damals übliche Schweinemast stehen zu lassen. Dies sind die bis zu 500 Jahre alten Exemplare, die auch heute noch zu finden sind. Diese ältesten Eichen werden ergänzt durch Eichen und Buchen, die in den folgenden Jahrzehnten und Jahrhunderten zur Begrenzung von Koppeln auf Wällen und Kuppen angelegt wurden. Daraus ergibt sich das heute prägende Bild des Gebietes.
Am Rand der großen Wiesenflächen wachsen zwischen 250 und 300 Jahre alte Eichen und auch die größeren Eichengruppen am Läusehorst sind in dieser Zeit gepflanzt worden. Auf den eingekoppelten Flächen wurde entweder Viehhaltung oder Ackerbau betrieben; vermutlich wurde schon damals mit der Beweidung der offenen Flächen begonnen. Noch heute sind an den Grevener Eichen vernarbte Fraßstellen im Stammbereich erkennbar. Bis zum Ende des 20. Jahrhunderts wurde diese Beweidung fortgesetzt. So gab es 1908 noch 190 Schweine und 350 Schafe in Greven, von denen sicher viele zur Mast in die Wälder getrieben wurden. Nachdem die Schafzucht 1972 dem VEG Tierzucht Herzberg angegliedert worden war, kam es zu einer kontinuierlichen Bestandsvergrößerung, so dass 1983 2000 Mutterschafe gehalten wurden, die jährlich ca. 1000 Lämmer hervorbrachten.

Aufgrund ihrer Strukturvielfalt und Nutzungsgeschichte hat der Landschaftskomplex auch heute noch eine Bedeutung als Rückzugsgebiet heimischer Vögel und Kleintierarten in der ansonsten ausgeräumten Landschaft z.B. auch für Fischotter, Eisvogel, Grasfrosch, Erdkröte und Rotbauchunke. Darüber hinaus besitzt das Gebiet eine Bedeutung als Kranichbrutplatz. Bereiche, die nach wie vor extensiv als Grünland genutzt werden sind reich an standorttypischen Pflanzen und Gräsern. Von besonderer Bedeutung sind hier naturgemäß die Vernässungen und Feuchtstellen.

Große Teile des Gebietes befinden sich im Eigentum der Stiftung Umwelt- und Naturschutz M-V und werden bereits extensiv genutzt bzw. sind im Bereich der Waldflächen von jeglicher Nutzung befreit. Die Natur kann sich hier ohne Nutzungsdruck entwickeln. Eine zentrale Grünland¬fläche, die sogenannte Schäferwiese, befindet sich aktuell noch in Privathand und in relativ intensiver landwirtschaftlicher Nutzung. Ziel der Aktivitäten ist es, durch eine Fortführung der Nutzung, die Charakteristik und den Artenbestand des Hudewaldes und der Läusekoppel zu erhalten. Vor diesem Hintergrund bestehen langfristige Vereinbarungen mit den Nutzern und eine enge Zusammenarbeit mit den Naturschutzbehörden des Landkreises. Die über lange Jahre zu intensiv genutzten Bereiche im Bereich der zentralen Grünlandflächen (Schäferwiese) sollen nach Möglichkeit in das extensive Nutzungskonzept einbezogen werden. Ziel ist hier die Verhinderung weiterer Moordegradierung und eine gemäßigte Anhebung der Wasserstände bei Fortsetzung einer standortangepassten Grünlandnutzung.

Von Lübz aus erreicht man Greven über die K17. Von hier aus führt die Straße nach Lancken halbkreisförmig im Norden um den Hudewaldkomplex herum. Die zentralen Teile der Struktur sind nicht durch öffentliche Wege erschlossen. Fußläufig nutzbar ist je nach Wetterlage ein Pfad entlang des Roten Baches, der aus Richtung der Straße Greven/Lancken erreichbar ist. Vom westlichen Ortsrand Grevens führt in südwestlicher Richtung ein schöner birkenbestandener Pfad in Richtung Hudewald. Der Weg endet jedoch an einer Ackerfläche.

 

 

 

 

Quellen: Diplomarbeit A. Steinhäuser (2002); eigene

Stiftung Umwelt- und Naturschutz MV

Mecklenburgstraße 7
19053 Schwerin

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