NSG Gehlsbachtal

Der Gehlsbach gehört noch zu den unverbauten, naturnahen Gewässern des Landes. Aufgrund der guten Wasserqualität kommen allein 18 Fisch- und Rundmäulerarten vor. Der Bach durchfließt zahlreiche vermoorte Flusstäler mit Quell- und Durchströmungsmooren.

Das Schutzgebiet liegt etwa 10 km südlich Lübz in der Landschaftseinheit „Parchim-Meyenburger Sand- und Lehmflächen“. Es erstreckt sich bei Ost-West-Richtung über eine Tallänge von 12 km in Höhen von 47 – 59 m NN und grenzt an die Naturschutzgebiete „Quaßliner Moor“ und „Wüstemoor am Blanksee“.

Das Tal des Gehlsbaches liegt im Sander des Frankfurter Eisvorstoßes der Weichsel-Vereisung zwischen den Randlagen der Brandenburger und der Frankfurter Eisvorstöße. Es ist vermutlich auf eine parallel zu diesen Eisrandlagen verlaufende Entwässerungsbahn zurückzuführen. Der Gehlsbach wird aus den angrenzenden Sanderflächen gespeist und verbindet zwei etwa N-S-verlaufende vermoorte Talungen miteinander, die ebenfalls aus Schmelzwasserrinnen entstanden sind. Die Darßer Seewiesen als südlicher Abschnitt der östlichen Talung sind in das Schutzgebiet einbezogen. Es handelt sich hier um Quell- und Durchströmungsmoore mit einer Talblänke, die ursprünglich von einem Zufluss des Gehlsbaches durchflossen wurde. Im Zuge der Nutzbarmachung der Moore wurde der See trockengelegt, der Abfluss heißt heute Seegraben. Oberhalb der Einmündung des Gehlsbaches in die Elde gehört ein vermoorter Abschnitt des Eldetals zum Schutzgebiet.

An den Bächen im Gebiet existierten ehemals vier Mühlen. Die Niedermühle am Blanksee und die Mühle in Wilsen wurden bis in die erste Hälfte des 20. Jh. betrieben. Die Mühle von Stüvendorf, südlich von Vietlübbe, war etwa von 1274 bis 1500, die Quaßliner Mühle etwa von 1300 bis 1900 in Betrieb. Die WIEBEKINGSCHE KARTE von 1786 zeigt, dass das südliche Ufer des Gehlsbaches oberhalb von Wilsen bewaldet war, während die tiefgründigen Moorflächen im Bereich der Darßer Seewiesen waldfrei waren. Ebenso war das Eldetal waldfrei, und die Moorflächen wurden als Grünland genutzt. Im Niedermoorbereich zwischen Elde und Blanksee zeugen drei Torfstiche vom einstigen Torfabbau, der letztmalig zwischen 1945 bis 1953 betrieben wurde. In den 70er und 80er Jahren des 20. Jh. wurden bei Klein Dammerow, Darß und Wilsen Anlagen zur Beregnung der angrenzenden Felder errichtet, die Wasser aus dem Gehlsbach entnahmen. Der Betrieb dieser Anlagen wurde 1989 eingestellt. Geblieben sind mehrere Stauwehre. Auf dem Gelände der ehemaligen Wassermühle in Wilsen entstand eine Forellenanlage, die 1987 mit der Produktion von Regenbogenforellen begann.

Im unverbauten Bachlauf gedeihen auf sandigem Substrat Berle, Flutender Schwaden, Kanadische Wasserpest, Wasserstern, verschiedene Laichkräuter, Flutender Hahnenfuß und Einfacher Igelkolben. Die Ufer werden meist von Schwarz-Erlen gesäumt, die unterhalb von Wilsen auch den Talraum einnehmen. Vereinzelt treten Röhrichte mit Schilf, Rohr-Glanzgras, Breitblättrigem Merk und Wasserschwaden auf. Auf unbeweideten Talflächen kommen Landröhrichte, Sumpfdotterblumen- und Kohldistelwiesen vor. Auf den Talhängen stocken lokal Kiefernforste. In wenigen Hanglagen haben sich Magerrasen mit Berg-Haarstrang ausgebildet. Im Gehlsbach wurden 18 Fischarten nachgewiesen, darunter als Besonderheit ein Bachforellenbestand mit natürlicher Reproduktion sowie Westgroppe, Hasel und Äsche. Im Oberlauf dominieren Dreistachliger Stichling, Schmerle und Bachneunauge. Aus der Forellenanlage entwichen öfter Regenbogenforellen. Das Gebiet beherbergt 11 Muschel-, 18 Wasserschnecken- und 29 Landschneckenarten. Bei Wilsen wurde die Bachmuschel Unio crassus lebend nachgewiesen, die hier wahrscheinlich nicht mehr reproduktionsfähig ist. Im Gebiet sind u. a. Eisvogel, Schwarzstorch, Wasseramsel und Gebirgsstelze sowie der Fischotter zu beobachten.

Der Zustand des Gebietes ist gut. 1995 wurde der gesamte Lauf des Gehlsbaches in die Gewässergüteklasse II eingeordnet. 1998 ergab eine Bestandskontrolle stabile Bachforellen-, Bachneunaugen- und Westgroppen-Populationen. In Wilsen wurde im Jahr 2000 die ökologische Durchgängigkeit des Gewässers durch Abriss des Stauwehres und Bau einer rauen Rampe wieder hergestellt. Der Bach wird auf 25 % Gesamtlänge unterhalten (Krautungen). Der Einsatz neuer Technologien in der Fischaufzuchtanlage Wilsen seit 1998 verbesserte die Wasserqualität in diesem Bereich erheblich. Problematisch sind der Einsatz von Agrochemikalien auf angrenzenden Ackerflächen und von Medikamenten in der Fischaufzuchtanlage.

Sechs Wege queren das langgestreckte NSG. Von den Brücken aus ist die eindrucksvolle Bachlandschaft gut zu betrachten.

 

 

 

 

Quelle: Umweltministerium Mecklenburg-Vorpommern (Hrsg.): „Die Naturschutzgebiete in Mecklenburg-Vorpommern“, Schwerin, Demmler Verlag 2003, 720 S. – ISBN 978-3-910150-52-2. Mit freundlicher Genehmigung (c) Demmler Verlag

 

 

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