NSG Grambower Moor

Unweit der Landeshauptstadt Schwerin befindet sich das zweitgrößte Regenmoor unseres Landes – das Grambower Moor. Entdecken Sie bei einer Wanderung auf dem Naturlehrpfad den geheimnisvollen Moorwald, verlandende Torfstiche und den Großen Moorsee mit seinen Schwingrasenflächen.

Das Grambower Moor befindet sich zwischen den Ortschaften Wodenhof und Grambow im Landkreis Nordwestmecklenburg sowie den Ortschaften Wittenförden, Groß Rogahn, Stralendorf und Zülow im Landkreis Ludwigslust, ca. 9 km südwestlich der Landeshauptstadt Schwerin. Es liegt in Höhen von 46 – 49 m NN und gehört zur Landschaftseinheit „Schweriner Seengebiet“.

Das Grambower Moor liegt im Zentrum einer ursprünglich abflusslosen Senke im Rückland der Frankfurter Eisrandlage. Nach dem Abschmelzen des Eises existierte hier ein überwiegend flacher See, der in der Frühen Wärmezeit bereits verlandet war. Über mehr als 5 m mächtigen Mudden und Verlandungstorfen begann, ernährt durch Zulaufwasser, die Entwicklung eines Versumpfungsmoores. Es bildeten sich zunächst Seggentorfe von mehreren Metern Mächtigkeit. Vor etwa 7 000 Jahren begann ein Bruchwald auf dem Moor zu wachsen. Die Phase der Bewaldung hielt etwa 1 000 Jahre an. Mit dem Ende der Hauptwärmezeit (vor etwa 5.000 Jahren) besiedelten Torfmoostorfe das Moor. Es vollzog sich der Übergang zum Regenmoor. Das Aufwachsen des Regenmoores bewirkte einen Anstau des zulaufenden Mineralbodenwassers, der zur Bildung des Grambower Moorsees, eines typischen Moorrandsees, führte. Der Kleine Moorsee dagegen geht auf einen „inneren Laggbereich“ zurück. Dieser See ist vollständig in Regenmoortorfe eingebettet. Die Regenmoorkalotte überragte die umgebenden Niedermoorflächen um bis zu 3 m. Die größten Torfmächtigkeiten waren vor Beginn des Torfabbaus mit mehr als 5 m südlich des Großen Moorsees vorhanden. Östlich des Kleinen Moorsees erreichen die Torfe heute noch Mächtigkeiten von mehr als 3 m. Das Grambower Moor wird über den östlich angrenzenden Ottergraben und die Zare zur Sude hin entwässert. Das natürliche Einzugsgebiet des Moores von einst 46,6 km2 wurde durch die mehrfachen Veränderungen des Entwässerungssystems von Moor und Umgebung schließlich auf 29,3 km2 reduziert.

Die entscheidende und mit den nachteiligsten Folgen für das Moor verbundene Nutzung war der Torfabbau, der vor etwa 250 Jahren mit dem Ausbau von Entwässerungsgräben begann. Eigens hierfür wurde das Moor an die Vorflut der Sude angeschlossen. Die entwässerungsbedingten Torfsackungen haben heute z.T. Werte von 1,3 m erreicht. Hatten die Glashütten der Umgebung noch bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts nur mit Holz als Brennmaterial gearbeitet, so arbeitete die Grambower Glashütte von 1806 bis 1837 aufgrund der inzwischen überall eingetretenen Holzknappheit fast nur noch mit Torf. Damals wurden bereits große Teile des Moores flach abgetorft. Danach wurde bis in die 1890er Jahre in großen Mengen Torf für Brennzwecke an die Stadt Schwerin geliefert. Bis zu 200 Arbeiter sollen im Sommer im Moor gearbeitet haben. Tiefe Torfstiche des maschinellen Torfabbaus, die heutigen „Maschinenkuhlen“, kennzeichnen weitere Bereiche des Gebietes. Darüber hinaus existieren im gesamten Moorbereich bäuerliche Torfstiche. Vor dem 2. Weltkrieg sollte das Grambower Moor als Bombenabwurfplatz für die in Görries stationierten Kampfflugzeuge genutzt werden. Das veranlasste die Landesregierung von Mecklenburg im Jahre 1939, 313 ha des Moores als Naturschutzgebiet ausweisen zu lassen. Die landwirtschaftliche Nutzung einiger Teile des Grambower Moores in der Gemarkung Zülow wurde mit Hilfe des Reichsarbeitsdienstes 1937 begonnen, aber Anfang der 1950er Jahre endgültig wieder eingestellt. Immerhin wurden im Regenmoorteil auf einigen der so gewonnenen Felder sogar Rüben und Kartoffeln geerntet. Nach dem 2. Weltkrieg wurde zunächst an verschiedenen Stellen des Moores mit Baggern erneut Torf für Brennzwecke und zunehmend für gärtnerische Zwecke abgebaut, obwohl das Naturschutzgebiet weiter bestand. Später erfolgte auf einem Abbaufeld die Frästorfgewinnung, die 1992 endete. Gegenwärtig wird noch auf einem dieser Abbaufelder auf einer Fläche von 5 ha Torf für medizinische Zwecke gewonnen. Die forstliche Nutzung der Waldbereiche des Grambower Moores spielte nur vorübergehend eine Rolle. Auf den durch die Glashüttenproduktion hinterlassenen umfangreichen Abbaufeldern wurden kleinflächig Aufforstungsversuche mit Fichten vorgenommen.

Am 1. Januar 1994 begannen die Renaturierungsarbeiten durch den Förderverein „Grambower Moor“ e.V. Im Dezember 1994 erfolgte die Rechtsetzung von nunmehr 567 ha als Naturschutzgebiet. Der erste Flächenkauf der Stiftung Umwelt- und Naturschutz MV erfolgte für das Grambower Moor. Im Jahre 1995 wurden über 175 ha erworben und gesichert. Im selben Jahr schlossen die Stiftung und der Förderverein eine Vereinbarung zur Pflege und Betreuung der Stiftungsflächen ab. Derzeit befinden sich über 243 ha des Grambower Moores im Eigentum der Stiftung.

Im Großen Moorsee fehlen Gefäßpflanzen fast vollständig, während im Kleinen Moorsee Inseln mit einer Teichrosen-Schwimmblattdecke mit der Gelben Teichrose auftreten. Die Schwingmoorflächen am Großen und am Kleinen Moorsee werden von Torfmoos-Wollgrasrieden mit Sumpf-Calla, Krähenbeere und Moosbeere dominiert.  Auffällig sind die Schilf- und Rohrkolbenröhrichte an beiden Moorseen. In den wasserführenden Torfstichen treten im Grambower Moor Torfmoosrasen und Torfmoos- Wollgrasriede als junge Verlandungsstadien auf. Rundblättriger Sonnentau, Pfeifengras, Grau-Segge, Trunkelbeere, Glocken-Heide, erste Moor-Birken und in den Randzonen Sumpf-Calla charakterisieren Wollgras-Torfmoos-Schwimmdecken oder Grüne Torfmoosrasen, die gegenwärtig viele Torfstiche ausfüllen. Auf den zum Teil flach überstauten Abbauflächen beginnt die Wiederbesiedlung ebenfalls mit einer Schwimmdecke. Gleichzeitig erscheint hier das Schmalblättrige Wollgras. Nicht überstaute Abtorfungsflächen werden zunächst von Torfmoosen, Rundblättrigem Sonnentau und Heidekraut eingenommen, später siedeln sich auch Glocken-Heide und Pfeifengras an. Vorherrschend sind im Grambower Moor jedoch die Moorwälder. Sie treten in fast allen Entwicklungs- und Altersstadien der Kiefern-Birken-Moorwälder und der Stieleichen-Moorwälder auf. Die größte flächenmäßige Ausdehnung besitzen dabei die Blaubeer-Pfeifengras-Kiefern-Birken-Moorwälder der zumeist mittleren und älteren Altersklassen. Die Strauchschicht setzt sich hier aus der Moor-Birke, dem Faulbaum und der Vogelbeere zusammen. In der Bodenvegetation sind Pfeifengras, Drahtschmiele, Blaubeere, Dorniger Wurmfarn, Dreinervige Nabelmiere sowie Himbeere und Brombeere bestandsbildend. Auf weniger nährstoffarmen Flächen mit tieferen Grundwasserständen und deutlich vererdeten Torfen geht er in einen Schattenblumen-Pfeifengras-Birken-Moorwald über, in dem bereits Stiel-Eichen sowie vereinzelt auch schon Buchen vorhanden sind. Aus den Torfmoos-Wollgrasrieden der verlandeten Torfstiche und den Glockenheide-Heidekraut-Pfeifengrasrasen der abgetorften Flächen gehen zunehmend Torfmoos- Birken-Kiefern-Moorwälder hervor. Sie entwickeln sich zu Wollgras-Birken-Kiefern-Moorwäldern. Die Krautschicht wird vom Pfeifengras, dem Scheidigen Wollgras, dem Sumpf-Porst, der Krähenbeere, der Trunkelbeere oder der Glocken-Heide und dem Heidekraut gebildet. In den feuchtesten und nährstoffärmsten Flächen treten auch die Moosbeere und der Rundblättrige Sonnentau auf. Daneben existiert eine Sumpfporst-Ausbildungsform dieser Moorwälder. Auf den Niedermoorstandorten der recht schmalen Randbereiche des Grambower Moores stocken Grau- und Erlenbruchwälder, selten Eschenwälder. Ebenso treten in dieser nährstoffreicheren Zone Großseggen und Sumpfreitgrasriede auf. Bisher konnten 660 Schmetterlingsarten nachgewiesen werden. Dazu gehören der Hochmoor-Perlmutterfalter, die Eulenarten Acronicta menyanthidis und Celaena haworthii, der Rauschbeerspanner und der Moosbeeren-Grauspanner. 29 Libellenarten leben im Moor, darunter die Hochmoor-Mosaikjungfer, die Grüne Mosaikjungfer und das Kleine Granatauge. Weiterhin konnten bisher 61 Wasser- und Schwimmkäferarten nachgewiesen werden, wobei der Tundra-Tauchschwimmkäfer Agabus erichsoni aus der Familie der Schwimmkäfer, in Deutschland vom Aussterben bedroht, besonders bemerkenswert ist. Im Moor wurden bisher 17 Kleinsäugerarten gefunden. Besonders häufig sind die Insektenfresser wie die Zwergspitzmaus und vier Fledermausarten, u. a. die Fransenfledermaus und das Braune Langohr. Über 70 Brutvogelarten konnten bisher festgestellt werden, wobei besonders die Singvögel artenreich vertreten sind. Klein-, Bunt- und Schwarzspecht sind ebenfalls überall im Moor anzutreffen. Regelmäßig brüten im Moor z.B. der Waldwasserläufer, die Waldschnepfe und auf den Abbauflächen der Flussregenpfeifer, während andere Limikolenarten nur während der Zugzeit hier rasten. Verschiedene Entenarten, Graugänse und im Herbst Bläss- und Saatgänse benutzen die beiden Moorseen und die überstauten Abbaufelder als Schlaf- und Ruhegewässer. Zweimal konnte die Knäkente mit Jungen nachgewiesen werden. Für mehr als 100 nichtbrütende Kraniche der Umgebung stellt das Moor einen beliebten Schlafplatz dar; im Herbst füllt sich die Schlafgesellschaft durch die Brutpaare mit ihren Jungen bis auf über 200 Exemplare auf. Von den heimischen Reptilienarten sind Kreuzotter, Ringelnatter und Waldeidechse regelmäßig anzutreffen.

Der Zustand des Gebietes ist noch unbefriedigend. Der Wasserhaushalt des Moores ist nachhaltig gestört. Die Niedermoorbereiche werden nutzungsbedingt weiterhin entwässert. Im Regenmoor verhindert die durch Torfabbau und Torfsackung reliefierte Oberfläche eine großflächige Wiedervernässung. Nur die seit 1994 wiedervernässte Abbaufläche ist zu großen Teilen ganzjährig flach überstaut. Der Wasserhaushalt beider Moorseen wurde durch Einbau von Stauen in allen mit den beiden Seen in Kontakt stehenden Gräben stabilisiert. Mit Hilfe weiterer Staue entlang der Hauptdämme soll der Oberflächenabfluss aus dem Zentrum des Moores unterbunden werden. Außerdem wurden alle Abflüsse aus dem Regenmoor unmittelbar vor Einmündung in die Vorflutgräben verschlossen. Darüber hinaus wurden in fast allen Gräben noch zusätzlich Staue eingebaut, um oberirdische Wasserbewegungen weitestgehend zu unterbinden. Das Entwicklungsziel besteht darin, große Teile des Moores langfristig wiederzuvernässen und großflächig Torf bildende Vegetation zu etablieren.

Im Gut Grambow ist täglich eine Ausstellung des  Fördervereins Grambower Moor e. V. geöffnet. In der Langen Straße, hinter der Hühnerfarm (ca.  2 km vom Ortskern Grambow entfernt) beginnt ein als Rundweg angelegter Moorlehrpfad des Fördervereins.

 

 

 

 

 

Verändert nach: Umweltministerium Mecklenburg-Vorpommern (Hrsg.): „Die Naturschutzgebiete in Mecklenburg-Vorpommern“, Schwerin, Demmler Verlag 2003, 720 S. – ISBN 978-3-910150-52-2. Mit freundlicher Genehmigung (c) Demmler Verlag

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