Größe: 100 ha
Landkreis: Mecklenburgische Seenplatte
Unterschutzstellung: 19. 6. 1972; Erweiterung 8. 1. 1975
Schutzzweck: Erhalt eines für die nordostdeutschen Talmoore typischen Mehlprimel-Kopfriedmoores sowie basiphiler Pfeifengras- und Kohldistelwiesen.
Die Landgrabenwiesen liegen ca. 11 km östlich von Altentreptow im Tal des Kleinen Landgrabens, etwa 12 m NN. Sie gehören zur Landschaftseinheit „Tollensebecken mit Tollense- und Datzetal“.
Das Tal des Kleinen Landgrabens geht zurück auf eine Radialspalte des Inlandeises im Verbreitungsgebiet des Mecklenburger Eisvorstoßes der Weichsel-Vereisung. Es ist ein typisches Durchströmungsmoor, dessen Wasserhaushalt vorrangig von Grundwasseraustritten am Talrand geprägt wird. Braunmoosreiche Seggen- oder Schilftorfe mit hohen Kalkgehalten bilden den Torfkörper, der Mächtigkeiten bis 4 m erreicht. Der Kleine Landgraben wurde in dem ursprünglich abflusslosen Gebiet als Grenzgraben zwischen Mecklenburg und Pommern angelegt. Nach der Anlage des Grenzgrabens bildete sich im heutigen Schutzgebiet eine Talwasserscheide, die nach Ausbau und Vertiefung des Landgrabens nach Westen verschoben wurde.
Ende des 18. Jahrhunderts wurde das Gebiet vorwiegend als Wiese genutzt. Die Oberfläche des heutigen Schutzgebietes wurde größtenteils durch die Anlage von bäuerlichen Torfstichen im 19. Jahrhundert verändert. Die ausgetorften Flächen blieben sich selbst überlassen und wurden von Licht liebenden, konkurrenzschwachen Pflanzen besiedelt. Die Bezeichnung „Pferdewiesen“ lässt darauf schließen, dass hier später vornehmlich Pferdeheu gewonnen wurde. Während im östlichen, an den Landgraben grenzenden Teil die auf viele Eigentümer aufgeteilten „Handtücher“ der Handtorfstiche liegen, befindet sich im mittleren Teil eine größere zusammenhängende Fläche im Eigentum der Kirche, die nicht zur Torfgewinnung, sondern bis in die Gegenwart als Mähwiese genutzt wurde. Daran schloss sich im Westen eine zum Gut v. Maltzahn gehörende zusammenhängende Fläche an. Hier wurde um die 1940er Jahre ein Maschinentorfstich angelegt, dessen offene Wasserfläche noch heute vorhanden ist. Das Gebiet konnte durch die Unterschutzstellung vor der vollständigen Umwandlung in Intensivgrünland gerettet werden. Seither erfolgt eine regelmäßige Mahd der letzten intakten Pfeifengras- und Kohldistelwiesen.
In den Landgrabenwiesen bei Werder hat sich bis in die Gegenwart eine Vegetation erhalten, die für die durch aufsteigendes kalkreiches Grundwasser geprägten Kalk-Zwischenmoore typisch ist. Charakteristische Vertreter des Mehlprimel-Kopfried-Moores sind neben der Mehl-Primel Rostrotes und Schwarzes Kopfried sowie die Binsen-Schneide. Weiterhin kommen hier Strauch-Birke und Zweihäusige Segge vor. Auf trockeneren Flächen haben sich Reste von Pfeifengraswiesen mit Weidenblättrigem Alant, Fliegen-Ragwurz, Großer Händelwurz, Sumpf-Enzian, Sumpf-Sitter, Zweihäusiger Segge, Sumpf-Kreuzblümchen, Saum-Segge, Schuppenfrüchtiger Gelb-Segge und Hirse-Segge erhalten. In weiterer Entfernung vom Landgraben werden die Pfeifengraswiesen durch staudenreiche Kohldistelwiesen mit Wald-Engelwurz und Trollblume abgelöst. Infolge der Aufgabe der Nutzung und fehlender Pflege wurden die ehemals ausgedehnten Bestände des Rostroten und Schwarzen Kopfriedes im Bereich der Handtorfstiche von einem dichten Schilfröhricht verdrängt, in dem Grau-Weiden und Moor-Birken aufwachsen. Das Helm-Knabenkraut tritt in einzelnen Exemplaren selten und unregelmäßig auf. Das Steifblättrige Knabenkraut ist dagegen häufiger geworden. Regelmäßige Brutvögel im Gebiet sind Braunkehlchen, Schafstelze, Bekassine, Neuntöter und Wiesenpieper. Wachtelkönig und Großer Brachvogel wurden selten beobachtet. Nahrungsgäste sind Kranich, Schreiadler und Rohrweihe. Einzelbeobachtungen liegen von Trauermantel, Schwalbenschwanz, Großem Eisvogel, Abendpfauenauge und Mittlerem Weinschwärmer vor. Der Fischotter wurde im Gebiet nur selten beobachtet.
Der Zustand des Gebietes ist befriedigend. Einerseits konnten auf den Mähwiesen die Bestände des Mehlprimel-Kopfriedes und der Pfeifengraswiesen erhalten werden. Andererseits hat die Absenkung des Moorwasserspiegels die Ausbreitung von Gehölzen im Gebiet befördert. Nur bei Zusammenfassung des gesamten Talbereiches mit dem Quellmoor Binsenberg und den Beseritzer Torfwiesen besteht die Möglichkeit, den Wasserhaushalt auf höherem Niveau zu stabilisieren und damit den Gebietszustand zu verbessern.
Das Gebiet ist von Norden über den Ort Werder durch einen Wirtschaftsweg zugänglich, der an der zentralen Wiesenfläche vorbeiführt und am Kleinen Landgraben endet.
Quelle: Umweltministerium Mecklenburg-Vorpommern (Hrsg.): "Die Naturschutzgebiete in Mecklenburg-Vorpommern", Schwerin, Demmler Verlag 2003, 720 S. - ISBN 978-3-910150-52-2. Mit freundlicher Genehmigung (c) Demmler Verlag