Größe: 344 ha
Landkreis: Vorpommern-Rügen; Küstengewässer M-V
Unterschutzstellung: 05.11.1990; Erweiterung 27.09.1994
Schutzzweck: Erhalt und Entwicklung eines Ausschnittes der nordrügenschen Boddenlandschaft.
Lage: Das Schutzgebiet liegt im Nordwesten der Halbinsel Jasmund, 2 km südöstlich der Ortschaft Glowe, in Höhen von 0 – 25 m NN. Es gehört zur Landschaftseinheit „Nord- und ostrügensches Hügel- und Boddenland“.
Geologie und Wasserhaushalt: Die Seen gingen aus Buchten hervor, die durch die Bildung von Haken weitgehend vom Großen Jasmunder Bodden abgeschnürt wurden. Alte Furten zwischen den beiden Seen – „Kleine Wedde“ und „Große Wedde“ genannt – zeigen an, dass die Hakenbildung auch unter Wasser weit fortgeschritten war. In den letzten Jahren beschleunigte sich die Verlandung der Seen, nachdem rund um den Mittelsee Deiche errichtet wurden. Die Furten wurden unpassierbar, da zwischen den Deichen Durchflüsse geschaffen wurden, um die Seen nicht vollständig vom Bodden abzuriegeln.
Nutzungsgeschichte: Flurnamen wie „Kleine Wedde“ und „Große Wedde“ deuten noch heute auf die Nutzung der Flachwasserbereiche als Furten hin. Die Furten wurden in der Spezialkarte des FRIEDRICH VON HAGENOW aus dem Jahre 1829 und dem preußischen URMESSTISCHBLATT von 1836 dargestellt. Durch die Anlage eines Polders im Bereich des Mittelsees um 1861 setzte eine verstärkte Verlandung der westlichen Uferabschnitte des Mittelsees sowie der in den Mittelsee mündenden größeren Priele bzw. Erosionsrinnen wie „Rohr-Bäk“ und „Schaabe-Bäk“ ein. Die Uferbereiche sind bis Ende der 1940er Jahre beweidet worden. Die Grundmoränenfläche im Nordwesten des NSG wurde durch militärische Nutzung Mitte des 20. Jh. stark verändert. Seit den fünfziger Jahren des 20. Jh. wurden diese Flächen nicht mehr genutzt, so dass sich große Sanddornbestände angesiedelt haben.
Pflanzen- und Tierwelt: Die Brackröhrichtbereiche werden durch die Echte Engelwurz und Strand-Aster charakterisiert. Es schließen sich Strandwiesen mit Strand-Tausendgüldenkraut, Oeders Gelb-Segge, Entferntähriger Segge, Pracht-Nelke, Baltischer Binse, Salz-Binse, Salzbunge, Salz-Schuppenmiere, Strand-Milchkraut, Wiesen-Pferdesaat, Strand-Wegerich, Färber-Scharte, Strand-Dreizack und Sumpf- Dreizack an. In den Riegen der Strandwälle finden sich große Bestände der Gemeinen Natternzunge und des Großen Flohkrautes. Auf den älteren Strandwällen existieren neben den typischen Rotstraußgrasfluren Heidekraut, Besenginster und Wild-Birne. Auf dem alten Deich ist im Bereich alter Krüppeleichen Borstgras in großem Bestand zu finden, ebenso die Schmalblättrige Ölweide. In den ungenutzten Grundmoränenbereichen werden größere Flächen von Sanddorn, Weißdorn, Eberesche und Wildobstarten eingenommen. Teile des Gebietes wurden mit Pappeln und Fichten aufgeforstet. Auf den teilweise noch offenen Flächen kommen Gemeine Sichelmöhre, Gemeines Bitterkraut, Echtes Tausendgüldenkraut, Gemeiner Steinquendel sowie Acker-Hohlzahn, Acker- Schmalwand, Acker-Senf, Herzgespann, Quendel- Sandkraut, Kleine Pimpinelle, Sprossendes Nelkenköpfchen, Kleine Wiesenraute, Steifhaariger Löwenzahn und Viermänniges Hornkraut vor. Charakteristische Brutvogelarten der Uferbereiche sind Schilfrohrsänger und Drosselrohrsänger. Vermutlich brüten auch Rotschenkel, Flussseeschwalbe, Wachtelkönig und Beutelmeise hier, da sie zur Brutzeit regelmäßig beobachtet werden können. In den aufgelassenen Grundmoränenbereichen sind Heckenbrüter wie Sprosser, Neuntöter, Heckenbraunelle und Grasmücken heimisch. In den Pappelpflanzungen brütet der Pirol, in den gewässernahen Gebüsch-Hochstaudenzonen der Sumpfrohrsänger. Entenvögel, Rallen und Haubentaucher sind Brutvögel im Schutzgebiet. Die Flachwasserbereiche des Mittelsees sowie die Randbereiche des Boddens dienen als Schlafplatz für den Kranich. Als Nahrungsrevier wird das Gebiet von Seeadler, Fischadler, Mäusebussard, Rohrweihe, Rohrdommel und einigen Limikolenarten genutzt. Die beiden Seen sind wichtige Laichgewässer für Barsch, Rotfeder, Plötze, Schlei, Hecht und Blei, weiterhin kommen auch Aal, Flunder und Kaulbarsch in den Gewässern vor. Als Vertreter der Amphibien- und Reptilienfauna sind Moorfrosch, Rotbauchunke, Erdkröte, Blindschleiche, Ringelnatter und Kreuzotter im Gebiet heimisch.
Gebietszustand und Entwicklungsziele: Der Zustand des Gebietes ist gut. Das Schutzgebiet ist weitgehend nutzungsfrei und bietet damit günstige Voraussetzungen für eine natürliche Küstenentwicklung in einem Binnenbodden. Problematisch sind die zunehmenden Störungen durch Angler. Während der Kranichrast gehen Störungen von Surfern aus.
Öffentliche Nutzung: Das Gebiet ist durch einen Wanderweg erschlossen.
Quelle: Umweltministerium Mecklenburg-Vorpommern (Hrsg.): "Die Naturschutzgebiete in Mecklenburg-Vorpommern", Schwerin, Demmler Verlag 2003, 720 S. - ISBN 978-3-910150-52-2. Mit freundlicher Genehmigung (c) Demmler Verlag