NSG Wangeliner See

Wer in diesem Gebiet einen See mit offener Wasserfläche erwartet, sucht (fast) vergebens. Der See ist weitgehend einem Durchströmungsmoor gewichen, welches von dichten Schilfröhrichten und Großseggenrieden geprägt ist. Ein Naturlehrpfad mit Informationstafeln führt von Süden aus in das Gebiet und bietet zusammen mit einer Aussichtskanzel im Norden sehr gute Möglichkeiten zur Gebietseinsicht und Vogelbeobachtung.

Das Schutzgebiet liegt in einer landwirtschaftlich geprägten Umgebung im Südosten des Landkreises Parchim südlich des Dorfes Wangelin in Höhen von 65 – 68 m NN am Rande der Landschaftseinheit ,,Großseenlandschaft mit Müritz, Kölpin- und Fleesensee“. Es grenzt unmittelbar an die „Parchim-Meyenburger Sand- und Lehmflächen“.

Das Becken, in dem sich heute das Schutzgebiet befindet, ist auf eine glaziäre Abflussbahn in einem Sander des Frankfurter Eisvorstoßes der Weichsel-Kaltzeit zurückzuführen. Der Wangeliner See war im frühen Holozän ein Durchströmungssee, dessen Kalkablagerungen eine Mächtigkeit von 5,7 m erreichen. Der See verlandete in der Trockenphase des Subboreals bis auf die heutige Restblänke. Im Subatlantikum setzte die Bildung des Durchströmungsmoores ein, dessen Torflager Mächtigkeiten von 1 – 2 m erreichen. Das Gebiet wird über Gräben zum Gehlsbach entwässert.

In der Chronik des Dorfes Wangelin finden sich Hinweise auf eine im späten Mittelalter betriebene Fischerei. Nach dem Bau von Entwässerungsgräben im Moor und dem Anschluss des Beckens an den Gehlsbach im 18. Jahrhundert begann der See zu verlanden. Der Anteil offener Wasserflächen verringerte sich. Bereits Ende des 18. Jahrhunderts wurden das Durchströmungsmoor und die Verlandungsbereiche überwiegend als Wiese genutzt. Wie das MESSTISCHBLATT zeigt, waren Ende des 19. Jahrhunderts die gesamten Moorflächen von Gräben durchzogen. Nach 1950 wurde die Entwässerung des Gebietes in mehreren Stufen weiter intensiviert, so dass die offene Wasserfläche nach 1980 fast völlig verschwunden war. Gleichzeitig traten im als Saatgrasland genutzten Durchströmungsmoor starke Sackungen des Torfkörpers auf. Nach 1990 wurde die Wasserhaltung so verändert, dass ausgedehnte Bereiche im Zentrum der Niederung stark vernässt und nur eingeschränkt als Weide oder Mähwiese oder gar nicht mehr landwirtschaftlich nutzbar sind. Es hat sich wieder eine größere freie Wasserfläche bilden können. Das noch bewirtschaftbare Feuchtgrünland wird extensiv als Weide oder Mähwiese genutzt.

Die heute eutrophe Moorblänke wird in großen Teilen von dichten Schilfröhrichten bestimmt, die in Großseggenriede, Rohrglanzgras- und Wasserschwadenröhrichte übergehen. In hoch eingestauten Gräben und am Seeufer sind stellenweise Kalmus und Sumpf-Blutauge zu finden. Das von Flatterbinsen durchsetzte anschließende Moorgrünland wird durch Wiesen-Schaumkraut, Kriechenden Hahnenfuß, Kuckucks-Lichtnelke und Breitblättriges Knabenkraut geprägt. Feuchtere Bereiche, die sich in Folge der Moorsackungen herausbildeten, werden von Knickfuchsschwanz-Flutrasen eingenommen. Gemeine Eschen und Grau-Weiden sterben nach der Wiedervernässung größtenteils ab. Der See ist Brutgebiet für Rohrweihe, Kranich, Tüpfelralle, Rothalstaucher, Bartmeise und Feldschwirl. Die zentral gelegenen, inzwischen abgestorbenen Grauweidengebüsche beherbergen eine kleine Graureiherkolonie. Im Sommer werden die Schlammflächen von Limikolen wie Dunklem Wasserläufer, Kampfläufer, Bruch- und Waldwasserläufer aufgesucht. Zur Zugzeit wird der Wangeliner See als Rastplatz von bis zu 400 Kranichen genutzt. In angrenzenden Wiesen brüten Kiebitz und Bekassine, 1998/99 wurden rufende Wachtelkönige festgestellt. Nasse Blänken und Gräben sind Laichplätze für größere Moorfrosch- und Erdkrötenpopulationen.

Der Zustand des Gebietes ist gut. Durch Verschluss von Vorflutern und Anheben der Stauhöhen ist es seit 1992 gelungen, die freie Wasserfläche des Sees wieder zu vergrößern und weitere Moordegradierungen zu stoppen. Die Vergrößerung der offenen Wasserflächen bewirkte auch eine Zunahme der Vogelarten, die das Gebiet als Brut- oder Nahrungsrevier nutzen. Schwierigkeiten bereitet die extensive Wiesenbewirtschaftung einschließlich der Steuerung des Wasserregimes, die einerseits in Bereichen einen ganzjährig hohen Wasserstand als Voraussetzung für den Schutz der Moorböden garantiert, andererseits aber auch den Erhalt artenreicher Wiesen und Weiden in Randbereichen ermöglicht.

Ein Naturlehrpfad führt von Süden zu einem Rastplatz auf der „Krim“, einem sandigen Rücken. Von hier wie von einer Beobachtungsplattform im Norden bietet sich ein Blick über die gesamte Niederung und den See. Lehr- und Schautafeln geben zusätzliche Informationen. Besonders Großvögel wie Kranich, Graureiher und Rohrweihe lassen sich von beiden Punkten aus hervorragend beobachten.

 

 

 

Quelle: Umweltministerium Mecklenburg-Vorpommern (Hrsg.): „Die Naturschutzgebiete in Mecklenburg-Vorpommern“, Schwerin, Demmler Verlag 2003, 720 S. – ISBN 978-3-910150-52-2. Mit freundlicher Genehmigung (c) Demmler Verlag

 

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