Zehlendorfer Moor

Flächenübernahme zur Umsetzung des Moorschutzkonzepts des Landes M-V. Schaffung von stabilen hydrologischen Verhältnissen zum Stoppen von Moorsackung, Mineralisierung, Vermullung und Schrumpfung des Moores.

Seit dem Jahr 2000 gibt es im Land Mecklenburg-Vorpommern das „Konzept zum Bestand und zur Entwicklung der Moore in Mecklenburg-Vorpommern“ (Moorschutzkonzept 2000).  Seit 2009 gibt es die Fortschreibung des Moorschutzkonzeptes unter dem Titel „Konzept zum Schutz und zur Nutzung der Moore in Mecklenburg-Vorpommern“.

Das Schutzgebiet befindet sich in der Augrabenniederung zwischen den Ortschafien Recknitz und Zehlendorf. Es Iiegt auf einer Höhe von ca. 13 m NN und besteht aus zwei voneinander durch den Zehlendorfer Damm getrennten Flächen. Das Zehlendorfer Moor gehört zur Landschaftseinheit „Warnow- und Recknitztal mit Bützower und Güstrower Becken“ (301).

Das Augrabental ist aus einer radialen Spalte des Ietzten Inlandeises entstanden. Das Gebiet Iiegt auf der ursprünglichen Talwasserscheide zwischen Augraben und Recknitz. Hier blieben innerhalb des Talmoores bis in das 19. Jahrhundert offene Seeflächen erhalten, die als Moorblänken durch randlich einströmendes, kalkreiches Schichtenwasser gespeist wurden. Die Seen in der Nähe der Ortschaft Recknitz wurden vor ca. 200 Jahren abgelassen. Heute Iiegen dort unter nur 20 Zentimetern Torf Kalkmudden von 10 bis maximal 26 m Mächtigkeit. In den 1960er Jahren wurde die Wasserscheide 4 km nach Nordosten verlegt sowie der Augraben ausgebaut und erheblich vertieft. Folgen dieser Entwässerung waren eine starke Absenkung des Wasserstandes im gesamten Niederungsgebiet und die Niedermoordegradierung.

Auf der WIEBEKINGSCHEN KARTE 1786 sind in beiden Teilflächen des Gebietes offene Seeflächen erkennbar, die von Wiesen umgeben waren. Nach der Komplexmelioration in den 1970er Jahren wurden die an das Schutzgebiet angrenzenden Flächen in intensiv genutztes Grünland umgewandelt. Das Schutzgebiet selbst wurde seither nur noch sporadisch als Weideland genutzt. In den 1980er Jahren wurde von ehrenamtlichen Naturschutzmitarbeitern versucht, Gräben zu verschließen, um den Wasserhaushalt des Gebietes zu stabilisieren. Ebenso wurden Flächen abgebrannt, um die Biomasse zu reduzieren. Seit Beginn der 1990er Jahre erfolgte auf größeren Flächen eine Mahd. Seit 2005 wird versucht, durch umfangreiche Wiedervernässungsmaßnahmen eine natürliche Entwicklung zu fördern.

Noch in den 1960er Jahren herrschten im Gebiet Vegetationsformen der Kalk- und der Basenmoore, wie Braunmoos-Bultseggenriede, Braunmoos-Kalkbinsenriede und Spitzmoos-Kleinseggenriede sowie basiphile Pfeifengraswiesen, vor [553]. Neuere vegetationskundliche Untersuchungen [257] zeigen, dass diese Vegetation bis auf spärliche Reste verschwunden ist. Draht-Segge, Zweihäusige Segge, Schuppenfrüchtige Segge, fast sämtliche Kalkmoose sowie Pracht-Nelke, Große Händelwurz, Steifblättriges Knabenkraut, Sumpf-Sitter und Trollblume sind bereits seit Iängerer Zeit verschwunden. Bis 1990 wurde der Blaue Tarant noch auf einem Fundort im Südteil des Gebietes nachgewiesen. Als Folge der radikalen Eingriffe in das Wasserregime treten heute Stickstoff Iiebende Pflanzenarten wie Kletten-Labkraut, Große Brennnessel, Acker-Kratzdistel, Stechender Hohlzahn und Rauhaar-Weidenröschen massenhaft auf. Außerdem bilden auf den nicht mehr genutzten Flächen Land-Reitgras und Sumpf-Reitgras Massenbestände. Dagegen kommen die Schwarzschopf-Segge und die Stumpfblütige Binse heute nur noch in einigen kleineren Beständen vor. Auf den landwirtschaftlich genutzten Bereichen des Südteils wurde eine artenarme Variante der Kohldistelwiese kartiert. Die stets etwas stärker vernässten Partien des ursprünglichen Verlaufs des Augrabens werden durch Schilfröhricht mit Sumpf-Gänsedistel und Echter Engelwurz charakterisiert. Bis Anfang der 1970er Jahre war das Gebiet von 2 – 3 Brutpaaren der Wiesenweihe besiedelt. Der Brachvogel war regelmäßiger, die Sumpfohreule sporadischer Brutvogel im Zehlendorfer Moor. Während die Wiesenweihe heute nur noch ganz sporadisch im Gebiet nachgewiesen wird, ist die Sumpfohreule regelmäßiger Wintergast. In den ausgedehnten Rohrglanzgras-, Reitgras- und Schilfbeständen sind Rohrammer, Sumpfrohrsänger, Feldschwirl und das Braunkehlchen charakteristische Brutvögel. In den 1990er Jahren mehrten sich die Nachweise des Wachtelkönigs. Das Tal der Recknitz und des Augrabens stellt für viele Vögel wie Kiebitz, Goldregenpfeifer und Weißstorch einen Zugkorridor dar.

Der Zustand des Gebietes ist unbefriedigend. Die drastische Entwässerung des Gebietes konnte bisher nicht rückgängig gemacht werden. Seit 2005 sind innerhalb des landesweiten Moorschutzprogramms umfangreiche Maßnahmen in Angriff genommen worden, um eine Wiedervernässung größerer Teile des Gebietes zu erreichen (Rückbau des inneren Grabensystems und Sohlanhebung des Augrabens).

Die beiden Teilgebiete werden durch einen öffentlichen Weg getrennt. Der Zehlendorfer Damm ermöglicht Einblicke in das Schutzgebiet. Das Gebiet selbst ist nicht zugänglich.

 

 

 

 

Größe Projektgebiet: 208,7 ha

Landkreis: Rostock

Lage: Das Projektgebiet liegt 1 km östlich des Ortes Zehlendorf, im zentralen Recknitz-Augraben-Talsystem

Projektumsetzung: Wasser- und Bodenverband „Nebel“

Renaturierungsziel: Renaturierung nicht genutzter Arm- und Zwischenmoore sowie eutropher Kleinmoore

Laufzeit: 2000 – 2005 (abgeschlossen)

Ergebnis: Naturentwicklung auf 208,7 ha

Quelle: Umweltministerium Mecklenburg-Vorpommern (Hrsg.): „Die Naturschutzgebiete in Mecklenburg-Vorpommern“, Schwerin, Demmler Verlag 2003, 720 S. – ISBN 978-3-910150-52-2. Mit freundlicher Genehmigung © Demmler Verlag

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